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Von Stimm- und anderen Schönheiten
Liebe Stimm-Interessierte!
„Schönheit wird die Welt retten“
Feodor Dostojewski, Zitat aus „Der Idiot“
Ich wünschte, es wäre so. Vielleicht, wenn Schönheit die Abwesenheit von Hässlichkeit bedeuten würde? Wenn wir wieder mehr bereit sind, die vorhandene Schönheit in der Welt mit all unseren Sinnen wahrzunehmen?
„Die Seele kann das Schöne nicht sehen, wenn sie selbst nicht schön geworden ist.“ Plotin, Philosoph
Sind das Luxus-Gedanken in der heutigen Zeit? Nein, ich glaube, wichtiger denn je! Zu sehen, zu fühlen, zu hören, vor allem: Zuzuhören.
„Schönheit wird die Welt retten“…
Dieses Zitat begleitet mich seit einiger Zeit. Letztes Jahr war es das Motto einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem von mir hoch geschätzten Philosophen Christoph Quarch. Mit Texten von u.a. Hölderlin, Rilke, Sappho, und natürlich Dostojewski. Diesen Sommer war es auch Bestandteil der wirklich eindrucksvollen Eröffnungsrede für die Salzburger Festspiele von Nina Chruschtschowa. Die Salzburger Festspiele stehen für Vieles, vor allem auch für Schönheit und die Bedeutung von Kunst. Ich durfte Vieles davon erleben.
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Da ich weder Philosophin noch Politikwissenschaftlerin bin, bleibe ich doch lieber auf dem für mich sicheren Terrain meiner Profession. Ich würde nie behaupten, dass eine schöne Stimme die Welt retten würde. Aber die Frage, ob es eine allgemeingültige Schönheit der Stimme gibt, fasziniert nicht nur mich, sondern berührt viele Menschen.
Erfreulicherweise ist es aktuell vielen Menschen ein Bedürfnis, ihre Stimme, ihre Wirkung und ihr Potenzial kennenzulernen. Wenn ich anfangs meine Kundinnen und Kunden frage, „Was darf’s denn sein?“ Dann wünschen sich die meisten eine warme, volle Stimme und eine angenehme Sprechweise. So weit, so gut.
Unsere Stimmen sind so individuell wie wir. Es gibt nicht die eine perfekte, „schöne“ Stimme.
Eine Stimme kann weich, hart, schroff, zärtlich, einladend, abweisend, kalt, ansprechend, schrill, einschüchternd, einnehmend, sachlich, berauschend, feindselig…klingen. Die Liste der Möglichkeiten ist endlos. Vieles ist und bleibt Geschmackssache.
Außerdem ist das Schönheitsempfinden auch kulturell bedingt. Der Deutsche an sich klingt mit seiner Stimmgebung vermutlich (nicht nur) für Asiatinnen bedrohlich. Japanerinnen und Japaner z.B. sprechen höher und leiser als die meisten Menschen anderer Kulturen und entsprechen so dem asiatischen Ideal. Und Österreichisch klingt per se eher charmant und gemütlich…. Daher bitte niemals und nicht nur bei Österreichern Klang und Inhalt gleichsetzen oder gar verwechseln!
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Spannenderweise spielt auch das sich ändernde Rollenbild und Status in der Gesellschaft eine große Rolle. Schauen Sie beispielsweise Filme aus den 50er Jahren an: Die Schauspielerinnen sprechen viel höher als heutzutage. Der idealisierte Frauentyp hatte einen eigenen Duktus und Klang. Weibliche Führungskräfte sucht man da allerdings eher vergebens… Sogar vor 20 Jahren sprachen deutsche Frauen noch deutlich höher. Eine Leipziger Studie von 2017 zeigt, dass Männer damals wie heute durchschnittlich auf einer Frequenz von 110 Hertz sprechen. Bei Frauen lag der Durchschnitt Ende des letzten Jahrhunderts noch bei 220, aktuell ist er bei ungefähr 165 Hertz. Das heißt, die Frauenstimme ist im Mittel nur noch eine Quinte höher als die Männerstimme, vor 20 Jahren war es noch eine ganze Oktave!
Bessere Ernährung und dadurch größeres Wachstum als Ursache konnte ausgeschlossen werden. Sonst hätte sich die Männerstimme ebenso verändern müssen. Auch hormonelle Unterschiede wurden als Grund nicht nachgewiesen. Da für die Studie nicht nur Frauen in Führungspositionen, sondern repräsentativ alle weiblichen Alters- und Berufsgruppen ab ca. 20 Jahren untersucht wurden: Machen sich hier die Emanzipation und die zunehmende Gleichberechtigung hörbar?! Vermutlich ja. Die durchschnittlich tiefsten weiblichen Stimmen finden wir in Skandinavien, wo der Emanzipationsgrad besonders hoch liegt.
Generell werden laut mehreren Studien bei Männern dunklere und tiefere Stimme als stärker, souveräner, dominanter, auch attraktiver wahrgenommen. Frühere Forschungen legten dagegen nahe, dass sich Männer von dunkleren weiblichen Stimmen eher eingeschüchtert fühlen und zarteren, höheren Stimmen eine größere Attraktivität zuschreiben… Das wurde nun widerlegt. Sicher ist nur, dass Frauen mit höheren Stimmen oft zu jung eingeschätzt werden, was im beruflichen Kontext oft keinen Vorteil darstellt.
Wir müssen weder „flöten“, um zu gefallen, noch tiefer klingen, um zu überzeugen. Sondern einfach entspannter. Und das gilt für alle Geschlechter.
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Eine Stimme, die Autorität, Selbstbewusstsein und Freundlichkeit ausstrahlt, schafft Vertrauen. Eine Stimme, die Emotionen widerspiegelt, schafft Verbindung und wirkt authentisch. Auch das gilt für alle.
„Entspannt ist nicht lasch – sondern das Gegenteil von angespannt oder verspannt. Es geht nicht um eine schöne, sondern um eine freie Stimme.“ (Kristin Linklater, Stimmexpertin, aus meinem Gedächtnis zitiert)
Ich wünsche mir, dass wir gerade jetzt entspannter kommunizieren. Dazu gehört vor allem Zuhören. Aber auch gerne eine freie, entspannte - und damit schöne Stimme.
Ich wünsche Ihnen einen entspannten Herbst! Und gönnen Sie sich Schönes, dazu finden Sie hier wie immer meine Anregungen.
Herzlichst,
Ihre Nicola Tiggeler
PS: Vögel setzen bei der Partnerwahl bewusst ihre Stimmen ein, um attraktiver zu wirken. Wir Menschen auch. Wussten Sie, dass beim Flirten beide Geschlechter die Stimme absenken?
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Nicht nur schön, sondern auch brillant:
„Dieses Buch ist ein Knaller!“ NDR
Normalerweise ist das Science-Fiction-Genre so gar nicht meins. Aber dieser Bestseller aus Frankreich war eine dringende Lese-Empfehlung der SZ und hat bei mir sofort seine Sogwirkung entfaltet. Eine Boing auf dem Flug von Paris gerät 2021 in schwere Turbulenzen, landet aber dann doch noch glücklich in New York.
Im Juni desselben Jahres landet dieselbe Boeing mit denselben Passagieren ein zweites Mal: Wieder an Bord sind u.a. ein Dichter, ein nigerianischer Popstar, eine Anwältin, ein Auftragskiller, ein Architekt mit seiner Geliebten… Sie alle führen ein Doppelleben, und nun gibt es sie tatsächlich doppelt. In der Anomalie einer aus den Fugen geratenen Welt. Nicht nur das FBI und die Regierung sind alarmiert, jede Figur begegnet sich tatsächlich selbst. Und natürlich geht der Auftragskiller mit den existenziellen Fragen des Lebens anders um als beispielsweise der Dichter.
Klug, philosophisch, spannend, berührend, manchmal auch komisch stellt Le Tellier unsere scheinbaren Gewissheiten auf den Kopf. Ich fand’s toll. Einziges Manko für mich: Zu schnell vorbei!
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Und noch ein Lese-, vielleicht auch Geschenk-Tipp, ganz anders und nur der Schönheit verpflichtet:
„Schönheit rettet die Welt“ von dem schon erwähnten Philosophen Christoph Quarch und Jan Teunen.
Sowohl visuell als auch haptisch wunderschön setzen die beiden Autoren in 30 Kapiteln die Schönheit und ihre Macht in allen Facetten in Szene. Texte und Bilder sind einfach eine Freude, regen immer wieder zum Blättern, Staunen und Nachdenken an. Wer schon mal in Richtung Weihnachten denken mag: Das Buch eignet sich zum Verschenken und Sich-selbst-Beschenken!
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Zum Sehen
Nach dem Film „Loving Vincent“ präsentiert das Regie-Duo nun den nächsten Bilderrausch basierend auf dem Roman „Die Bauern“ des Literaturnobelpreisträgers von 1924, Wladislaw Reymont - in Polen Pflichtlektüre. Die schöne junge Jagda wird an den reichsten Bauern im Dorf für sechs Ackerflächen verkauft. Kommentar der Mutter: „Liebe kommt und geht, aber das Land bleibt.“ Jedoch liebt sie ausgerechnet den Sohn des Bauern, den sie heiraten soll. Und so wird die freigeistige Jagda in den patriarchalischen Strukturen sowie durch Neid und Gier aufgerieben, bis sie ihr Schicksal selbst bestimmen will. Dass der Film für den Oscar eingereicht ist, verdankt er weniger der Story, sondern seiner einzigartigen Machart.
Wie schon bei Van Gogh werden gemalte Ölbilder durch filmische Animation zum Leben erweckt. Zunächst wurden die Szenen mit Schauspielern gedreht, dann jede einzelne Einstellung von über 100 Malerinnen und Malern in speziellen Studios in Polen, Serbien, Litauen und der Ukraine bearbeitet und mit Ölfarbe übermalt. Mehr als 55.000 Ölgemälde im sich wandelnden Stil von Alten Meistern bis zur filmrealistischen Gegenwart sind so entstanden und wurden anschließend aufwendig animiert. Episch, dicht, einzigartig und faszinierend schön.
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Zum Hören:
„Mehr Völkerverbindung, als die russische Polizei erlaubt“ - durch diesen Artikel in Spiegel Online wurde ich auf das Album aufmerksam. Was war passiert? Russische Polizisten unterbrachen im Frühjahr 2022 ein Konzert in Moskau und zwangen die Künstler zum Abbruch. Der „Skandal“: Ein russischer Pianist und eine ukrainische Sopranistin wollten Werke des Ukrainers Valentin Silvestrov aufführen. Der russische Angriff auf die Ukraine war da gerade erst zwei Monate her. Im Vorfeld war der Veranstalter gedrängt worden, die Veranstaltung abzusagen.
Nun hat Pianist Alexei Lubimov dieses zarte, schöne Album mit Werken seines Freundes Silvestrov, die nicht gespielt werden durften, herausgegeben. Die Entdeckung lohnt sich sehr. Zu hören sind Werke, die zwischen den 1970er Jahren und 2023 entstanden sind: Ein Vokal-Zyklus „Stufen“, wunderbar schlicht interpretiert von Viktoriia Vitrenko (z.B. Meine Seele), Klavierstücke mit dem launigen Titel „Kitsch-Musik“ (z.B. Allegro vivace und Moderato) und fünf bisher unveröffentlichte Klavierstücke. Der 86-jährige Komponist ist inzwischen mit Tochter und Enkelin nach Berlin geflohen.
Melodisch, melancholisch, einfach schön.
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Hier können Sie das Stück sehen:
Tourneetermine 2024/2025:
Freitag, 27.09.2024 Schüttorf
Samstag, 28.09.2024 Schweinfurt
Sonntag, 29.09.2024 Rodgau
Dienstag, 01.10.2024 Kelkheim
Mittwoch, 02.10.2024 Wels (Österreich)
03.-12.01.1025 Berlin, Schlossparktheater (Website für Tickets)
Dienstag, 29.04.2025 Warburg
Mittwoch, 30.04.2025 Geesthacht
Freitag, 02.05.2025 Oberursel
Samstag, 03.05.2025 Lahr
Sonntag, 04.05.2025 Götzis (Österreich)
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Professionelle Stimmanalyse
Lassen Sie uns gemeinsam in einem 1-stündigen Online-Treffen oder Telefonat Ihre Stimme analysieren und herausfinden, was Ihre Wünsche und Ziele in puncto Stimme und Sprechen sind.
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Einzelcoaching für Ihre Stimme
Sie wünschen sich ein individuelles Stimm-Coaching mit mir? In den Einzel-Sessions erkunden wir Ihre individuelle "Stimm-Lage" und arbeiten an spezifischen Anforderungen, die Ihre Position oder Ihre Karrierewünsche mit sich bringen. Für bleibende Wirkung, eine gewinnende Ausstrahlung und damit Ihre Stimme Ihre beste Visitenkarte wird! Einzelcoachings können Sie bei mir als Präsenz-Coaching z.B. in meinem Trainingsraum in München oder Online-Coaching buchen. Lassen Sie uns die Möglichkeiten besprechen!
Alle Informationen zum Einzelcoaching finden Sie unter diesem Link.
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Ich würde mich sehr freuen, Sie bei einem meiner Trainings begrüßen zu dürfen! Leiten Sie die Termine gerne an Interessierte weiter! Vielen Dank!
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