„Nun sag‘, wie hast du‘s mit der KI?“


Liebe Stimm-Interessierte!

Diese leicht abgewandelte Gretchenfrage bekomme ich z.Zt. immer wieder gestellt, da ich mir einen Androiden als Liebhaber ins Haus bestellt habe. Natürlich nur auf der Bühne…

Kleine Kostprobe:

„Ich mache Dir keine Szenen, verfüge über 87% der optischen Merkmale, die von der weiblichen Bevölkerung als begehrenswert empfunden werden und führe den Haushalt perfekt. Zudem werde ich weder alt noch krank. Und wenn Du noch etwas vermisst, kann es nachgerüstet werden. Welcher Mann kann Dir das bieten?“

(Zitat „Je besser ich Dich kenne“, 3. Bild, Rolle Nic)

Tja, klingt zu gut. Und ist zu perfekt, um auf die Dauer das Menschliche nicht doch vermissen zu lassen. Da prallen zwei Welten aufeinander. Sehnsucht, Fantasie und Humor kann der künstliche Liebhaber dann eben doch nicht wirklich bieten.

Was nützt das größte Muskelpaket und der knackigste Hintern, wenn die leisen Töne des Zwischenmenschlichen fehlen? Diese Balance zwischen Freude und Irritation über das Perfekte und die Sehnsucht nach Nähe und Wärme ist als Schauspielerin übrigens gar nicht so einfach darzustellen.

Für meinen Kollegen, der den Roboter spielt, ist es natürlich noch eine größere Herausforderung, nicht „normal“, menschlich, männlich zu agieren.

In erster Linie aber macht es Spaß! Uns und dem Publikum.

Mitte Juni werden wir 60 Vorstellungen von „Je besser ich Dich kenne“ in Köln gespielt haben.

Neben dem Spaß gibt es auch Diskussionsbedarf, bei uns und dem Publikum:

Wie weit lassen wir freiwillig die KI in unser Leben?

Wie nutzen wir KI sinnvoll, wo verkaufen wir unsere Seele (eine sehr aktuelle Gretchenfrage)?

Und:

Wird KI uns Schauspieler ersetzen können?

Im Film und in der Synchron-Branche ist das ja jetzt schon massiv der Fall. Z.B. bietet ein Berliner Studio eine Bibliothek mit gescannten Avataren an, die man als Statistinnen oder Statisten einkaufen kann. Eine Figur kostet 80 Euro. Selbst ein sehr schlecht bezahlter Komparse bekommt hoffentlich mehr. Laut dem Geschäftsführer liegt im Moment die Schwierigkeit noch bei der Herstellung einer realistischen Mimik und subtiler, emotionaler Stimmdynamik. Die Betonung liegt auf noch…

Nicht umsonst gab es 2023 in den USA den Schauspielerstreik für das Eigentumsrecht auf die Abbildung von Gesichtern, Stimme und Bewegungen. In der Synchronbranche werden inzwischen Stimmen synthetisiert und Übersetzungen automatisiert. Was für die Produzenten Effizienz und Einsparpotenzial bietet, kann für Darstellende den Verlust von unzähligen Arbeitsplätzen, vielleicht sogar den Wegfall einer ganzen Sparte bedeuten!

Und im Theater? Ich persönlich hoffe und glaube, dass das analoge Theater bleiben wird. Menschen brauchen Menschen. Das wurde uns gerade gestern erst im Publikumsgespräch bestätigt. Echte Menschen, die vor echtem Publikum agieren. Theater ist ein sozialer Akt, es geht nicht nur um die Darbietung, sondern die gemeinsame Erfahrung und (Lebens-)zeit von Zuschauenden und Ensemble.

Die menschliche Präsenz, das Einfühlungsvermögen, die Spontanität im Reagieren auf Emotionen sind schwer zu ersetzen. KI kann simulieren. Aber keine echte künstlerische Intention oder Intuition nachbilden. Und Menschen lieben oft das Unperfekte, Pannen, Gänsehautmomente. Die Verbindung, die Möglichkeit der Interaktion ist magisch und einzigartig. Und Magie kann KI noch nicht.🙂

Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen, vielleicht magischen Sommer. Ob mit oder ohne KI entscheiden Sie. Aber ich freue mich, wenn wir uns bald wieder begegnen. Ob im Theater oder bei Workshops und Coachings - auf jeden Fall im echten Leben!

Herzlichst,

Ihre Nicola Tiggeler

P.S. Meinen Lesetipp verlose ich wieder: Ein Exemplar des unten vorgestellten Buches können Sie gewinnen, wenn Sie mir bis zum 15.06.2025 eine kleine Anekdote aus Ihrem Leben mit der KI schicken - einfach als Antwort auf diese E-Mail.

Unter den Einsendenden entscheidet das Los. Die Ermittlung der Gewinnerin oder des Gewinners erfolgt am 16.06.2025 um 10 Uhr. Teilnehmen können alle, die diesen Newsletter regelmäßig beziehen. Der Erwerb von Produkten und Dienstleistungen ist unabhängig vom Ausgang der Verlosung. Das Buch kann nicht gegen einen anderen Gewinn getauscht werden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Ganz ohne KI: vom echten Leben, auch im Theater:

„Man kann auch in die Höhe fallen“ von Joachim Meyerhoff

Begnadeter Schauspieler und Erzähler - Joachim Meyerhoff ist inzwischen bei Teil sechs seines Zyklus „Alle Toten fliegen hoch“ mitten in der Lebenskrise als Schauspieler, Schriftsteller, Ehemann und Vater angelangt. Gebeutelt vom Leben und Berlin flieht er zu seiner 86-jährigen Mutter aufs Land, um an einem Romanprojekt über das Theater zu arbeiten. Kostproben dieser Schreibarbeit sind ins Buch eingeflochten, hinreißend witzig und anrührend. Weder überheblich noch larmoyant, sondern zutiefst menschlich. Und irre komisch.

Selten habe ich über Theateranekdoten so gelacht. Seine überhaupt nicht bedürftige, sondern höchst vitale und im wahrsten Sinne zupackende Mutter bringt ihre Lebensphilosophie so auf den Punkt: „Ich mache, was ich will, und je älter ich werde, desto glücklicher werde ich. Jeden Tag werde ich ein wenig froher.“ Ich persönlich übe schon mal…

Ganz nah am Thema Mensch und KI:

„Ich bin Dein Mensch“ von Maria Schrader – ARD-Mediathek und Amazon Prime

Im Kino habe ich dieses vielfach preisgekrönte Film-Juwel verpasst, aber dann in der Vorbereitung auf meine Rolle in der Mediathek gefunden. Die Geschichte folgt Alma (skeptisch und verletzlich: Maren Eggert), einer Wissenschaftlerin, die für ein Experiment einen humanoiden Roboter namens Tom (unglaublich subtil, charmant-unnatürlich: Dan Stevens) als idealen Partner testen soll. Maria Schrader gelingt eine Mischung aus romantischer Komödie und philosophischem Diskurs über Liebe, Perfektion und die menschliche Natur. Sehr elegant inszeniert, mit minimalistischem Soundtrack, was ich meistens schätze. Faszinierend!

Und auch hier nix KI - sehr handgemachte und authentische Musik

„Room On The Porch“ von TajMo (Taj Mahal & Keb’ Mo’)

Nach einem Theaterabend mit so viel gesprochenen und gehörten Worten brauche ich einfach oft Stille – oder schöne Musik auf die Ohren. Zwei Legenden des Blues haben sich nach ihrem mit dem Grammy prämierten Album „TajMo“ von 2017 nun ganz brandaktuell wieder zusammengefunden. Der eine ist 83 Jahre alt, der andere 74. Ich habe beim Zuhören sehr klischeehaft das Bild von zwei älteren Herren vor Augen, mit einer Gitarre in der Hand, auf einer Holzveranda im tiefsten Süden der USA. Aber diese älteren Herren sind Ikonen des Blues. Sie verweben in den zehn Songs Folk, Country, Blues, Soul und Jazz. Schon im Titeltrack zeigen sie, unterstützt von der großartigen Singer- und Songwriterin Ruby Amanfu, virtuos diese Mischung von weißer und schwarzer Musiktradition. Und im letzten Song „Rough Time Blues“ hört man in einer ganz reduzierten Komposition nur die beiden Meister mit Gitarre. Herrlich, warmherzig, bestens zu einem lauschigen Sommerabend passend.

Noch bis 15.06.2025 im Theater am Dom in Köln

Je besser ich dich kenne...

mit Nicola Tiggeler, Marc Schöttner, Timothy Peach, Madeleine Niesche

Komödie von Krystian Martinek, Regie: Simone Pfennig

Nach 25 Jahren Ehe mit Peter hat Jessica genug. Sie reicht die Scheidung ein. Die gemeinsame Freundin und Anwältin Sandra soll alles Formelle regeln. Einen neuen Partner hat Jessica auch schon: Es ist Nic, ein unglaublich charmanter, äußerst attraktiver Mann. Niemand ahnt, dass Nic ein hochkomplexer Android ist, dessen Algorithmus darauf programmiert ist auf alle Bedürfnisse Jessica‘s einzugehen und sie vor allen Gefahren zu beschützen.

Ihre Freundin Sandra ist total beindruckt von Nic, denn genauso einen Partner sucht Sie auch, einen der ihr jeden Wunsch von den Augen abliest. Doch bei Jessica‘s zukünftigem Ex-Ehemann Peter beginnt sich beim Aufeinandertreffen mit dem in jeder Hinsicht perfekten Nic das Alphatier zu regen. Er fordert ihn sofort heraus sich mit ihm zu messen und zieht dabei natürlich den Kürzeren. Aber wird es dabei bleiben? Ein emotionales, witziges und überraschendes Spiel um Liebe, Kontrolle und künstliche Intelligenz beginnt.

Sehen Sie selbst: Hier ist der Trailer!

1. August bis 7. September 2025 im Winterhuder Fährhaus in Hamburg

Kalter weißer Mann

Gleich nach dem Kölner Gastspiel beginnen die Proben zu „Kalter weißer Mann“. Das wird sicher wieder ein lustiger Abend! Am 1. August 2025 ist die Premiere in Hamburg, Winterhuder Fährhaus. Und das ist die Geschichte:

Ein Todesfall, eine Trauerfeier, ein Pfarrer, eine trauernde Gesellschaft: Soweit könnte die Trauerfeier für den mit 94 Jahren friedlich verstorbenen Firmen-Patriarchen Gernot Steinfels geordnet verlaufen. Könnte…

Der neue Geschäftsführer in spe, Horst Bohne, richtet für das Unternehmen die Trauerfeier aus und bestellt einen Trauerkranz samt Trauerschleife im Namen aller Angestellten. Er weiß nicht, in welche Bredouille ihn diese Schleife bringt, denn der Text darauf lautet: „In tiefer Trauer – Die Mitarbeiter“. Als alle vor Beginn der Zeremonie die Schleife sehen, sind seine weiblichen Mitarbeiter ausgesprochen irritiert. Wieso heißt es nicht „… »und« Mitarbeiterinnen“? Die trauernde Gemeinde – allen voran der neue „alte weiße Mann“ an der Spitze – stürzt schnell von einem sprachlichen Fehltritt in den nächsten.

Es entfacht sich eine hoch aufgeladene Kulturdebatte, bei der nicht einmal der verzweifelte Pfarrer die Wogen glätten kann. Eine hochaktuelle Komödie mit scharfem Blick und lauter Wendungen.

Und ab September gehen wir damit auf Tournee. Vielleicht auch in Ihrer Nähe? Ich freue mich über Ihren Besuch! Hier finden Sie alle Tourneetermine im Überblick.

Aufgrund meines vollen Kalenders gibt es in diesem Jahr nur ein offenes Training. Sichern Sie sich Ihren Platz:

Ihre Stimme bestimmt! 

Eintägiges Intensivtraining zur Steigerung der persönlichen Präsenz

Termin: Dienstag, 11.11.2025, 09:30-17:30

Ort: freiraum München, Saarstr. 5, 80797 München

Weitere Informationen

Professionelle Stimmanalyse

Lassen Sie uns gemeinsam in einem 1-stündigen Online-Treffen oder Telefonat Ihre Stimme analysieren und herausfinden, was Ihre Wünsche und Ziele in puncto Stimme und Sprechen sind. 

Einzelcoaching für Ihre Stimme

Sie wünschen sich ein individuelles Stimm-Coaching mit mir? In den Einzel-Sessions erkunden wir Ihre individuelle "Stimm-Lage" und arbeiten an spezifischen Anforderungen, die Ihre Position oder Ihre Karrierewünsche mit sich bringen. Für bleibende Wirkung, eine gewinnende Ausstrahlung und damit Ihre Stimme Ihre beste Visitenkarte wird!
Einzelcoachings können Sie bei mir als Präsenz-Coaching z.B. in meinem Trainingsraum in München oder Online-Coaching buchen.
Lassen Sie uns die Möglichkeiten besprechen!

Alle Informationen zum Einzelcoaching finden Sie unter diesem Link.

Ich würde mich sehr freuen, Sie bei einem meiner Trainings begrüßen zu dürfen! Leiten Sie die Termine gerne an Interessierte weiter! Vielen Dank!